Da pflückt doch tatsächlich jemand Mitte Dezember Obst vom Baum! Dieser Jemand bin ich. Ich ernte Mispeln!
Ende November, Anfang Dezember ist Mispelzeit! In unserem Grundstück wachsen seit ich denken kann einige Sträucher der Echten Mispel (Mespilus germanica). Die laubabwerfenden Bäume, oder besser Büsche, können einzeln stehen oder auch gut in eine Wildholzhecke integriert werden. Selbst wenn man die Früchte nicht selbst verwenden möchte: Amseln, Drosseln und viele andere Vögel finden die Früchte im Winter einfach unwiderstehlich lecker. Die großen weißen Blüten sind in jedem Frühjahr eine Bienen- und Augenweide.
Da die Früchte der zur Familie der Rosengewächse gehörenden Pflanze erst nach Frost oder nach langer Lagerung genießbar sind, hatte bisher niemand aus unserer Familie einen Versuch gemacht, die Früchte in irgend einer Weise zu verwenden.
Erntet man die Mispeln zu früh und kostet davon, merkt man schnell, dass der Anteil an Tanninen und Gerbsäure in den noch unreifen Früchten sehr hoch ist. Es zieht einem im wahresten Sinne des Sprichwortes „alle Löcher zusammen“! 😀 Die unreife Mispel hat eine adstringierende Wirkung und ist einfach bäh.
Lässt man aber den Frost über sie her gehen oder lagert sie recht lange, wird sie weich und der Fructosegehalt steigt fast auf das Doppelte im Vergleich zu den unreifen Früchten. Der Geschmack der genussreifen Mispel ist sehr aromatisch. Ihre Konsistenz wird dann eher pappig, das Fruchtfleich wird braun und riecht säuerlich – fast wie vergammelter Apfel. Dann ist die richtige Zeit um aus den Früchten etwas Leckeres zu basteln: Zum Beispiel Marmelade!
Klar, wir waren angesichts des Geruches und des pappigen Fruchtfleisches auch skeptisch, was da heraus kommen könnte. Aber der Aufwand von etwas Abfelsaft, 500g Gelierzucker 2:1, einem guten Schuss Rum, etwas Energie zum Erhitzen sowie etwas Arbeit war überschaubar und so habe ich vor einigen Tagen mal ein Kilo Früchte gepflückt und nach einem Rezept bei chefkoch.de verarbeitet. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen! Es ist nicht die „hübscheste“ unserer Marmeladensorten aber auf jeden Fall eine der aromareichsten. Die Konsistenz erinnert ein wenig an Apfelmus oder eher an Sanddornmarmelade. Aber der Geschmack ist sehr gut.
Fazit dieses Versuches: Die Verwendung der Mispel in der Küche macht Sinn weil sie einfach verarbeitet werden kann, sie wächst einfach und ohne Arbeitsaufwand jedes Jahr mit guten Erträgen. Und sie bereichert den Speiseplan um eine doch eher exotische Variante.